Im Januar 1963 beziehen Studenten die ersten der 200 Plätze im Wohnheim St. Augustinus in Erlangen. In dem international ausgerichteten Haus gibt es Kontingente für „afro-asiatische“ und für „sonstige ausländische“ Studenten. Auch für junge Leute aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ, eigentlich DDR) und Geflohene aus den deutschen Ostgebieten ist ein Viertel der Plätze reserviert.
Das Wohnheim soll Begegnung ermöglichen, die „persönliche Fühlungnahme der Heimbewohner aus den verschiedensten Ländern und Kulturkreisen“ könne helfen, so ein Professor bei der Einweihungsfeier, der „Gefahr einseitiger Beschränkung auf ein enges Fachgebiet“ zu begegnen.
Um die „weltanschauliche Fundierung“ und die „bildungsmäßigen Aspekte“ in den Alltag des Wohnheims zu bringen, richtet die St. Josph-Stiftung ein Kuratorium ein. Ihm gehören u.a. Vertreter des Erzbischofs und der Stiftung, der Rektor der Universität und weitere kirchliche Abgesandte an. Sie sollen neben dem Senior – dem Vertreter der Heimbewohner – und weiterer Studenten das Wohnheim verwalten.
Es ist nicht überliefert, wie sich die Ideen der kirchlichen Träger im studentischen Alltag widerspiegelten. Allerdings dürfte sich das Wohnheim im Wandel der späten 1960er und 1970er Jahre immer mehr von diesen Idealen entfernt haben. Studierende schätzen die niedrigen Mieten in den Wohnheimen und die St. Joseph-Stiftung verabschiedet sich nach und nach von der Vorstellung, junge Menschen auch weltanschaulich zu beeinflussen.