„Jungen katholischen Familien ein Heim zu geben“, ist der erklärte Stiftungszweck der St. Joseph-Stiftung. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren leiden vor allem Kinder unter oft unzumutbaren Wohnbedingungen in den Lagern und Notunterkünften, die für Flüchtlingsfamilien eingerichtet worden sind. In dieser Notlage Hilfe zu leisten, ist daher ein großes Anliegen für katholische Vereine und Organisationen wie die Caritas.
Auch unabhängig von der akuten Wohnungsnot nach dem Krieg steht die Unterstützung von Familien bei der katholischen Wohnungspolitik im Mittelpunkt. Der Sozialausschuss der Katholiken forderte bereits 1872, dass „jede Familie eine eigene Wohnung für sich allein habe“. Der Wohnungsbau der katholischen Kirche basiert auf ihrer „Soziallehre“, d.h. auf Wertvorstellungen von Familie, Eigentum und Wirtschaft, wie sie seit den päpstlichen Sozialenzykliken von 1891 und 1931 gelten. Intakte Familien sind demnach ein Grundpfeiler der Gesellschaft.
Lange orientiert sich die St. Joseph-Stiftung an den Bedürfnissen von Familien mit einem erwerbstätigen Vater, der die Familie ernährt, und einer Mutter, die die Kinder und den Haushalt versorgt. Das spiegelt sich auch in den Grundrissen wider: Neben den Schlafkammern für Eltern und für Kinder ist eine behagliche Stube als Mittelpunkt für die Familie vorgesehen.
„Wohnungsbau ist Familienbau“ ist die Bilanz nach den ersten Jahren des Planens und Bauens überschrieben. Doch obwohl das Modell des Familienheims in den 1950er Jahren zunächst das Leitbild für den Wohnungsbau der Joseph-Stiftung ist, beginnt sie auch bereits Wohnungen und Heime für Berufstätige und Alleinlebende zu bauen. Familien behält sie dabei stets im Blick. In den 1990er Jahren erweitert die Joseph-Stiftung beispielsweise mit der Initiative „Zukunft mit Herz“ ihren Wirkungskreis und setzt sich für ein familiengerechtes Steuersystem und für ein insgesamt familienfreundliches Klima in Kirche und Gesellschaft ein.