Während bei der Gründung der St. Joseph-Stiftung 1948 Flüchtlinge und Vertriebene in Bamberg Zuflucht suchen, kommen ab den 1970er Jahren Aussiedler aus der DDR und Polen nach Westdeutschland. Lange hat eine rigide Ausreisepolitik der kommunistischen Staaten Menschen mit deutschen Wurzeln an der Ausreise gehindert. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 zog sich eine unüberwindbare Grenze durch Deutschland. Die Entspannungspolitik der 1970er Jahre eröffnet jedoch immer mehr Menschen die Möglichkeit, in die Bundesrepublik überzusiedeln. Als „Aussiedler“ gelten laut westdeutscher Definition Personen, „die im Ausland als deutsche Minderheit leben und in die Heimat ihrer Vorfahren zurückkehren und sich dauerhaft niederlassen.“ Nach der Öffnung der Sowjetunion kommen auch vermehrt „Russlanddeutsche“ in die Bundesrepublik. Bis 1992 gelten sie offiziell als „Aussiedler“, anschließend werden sie als „Spätaussiedler“ bezeichnet. Deutsche, die aus vor 1945 zu Deutschland gehörenden Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie in die Bundesrepublik kommen, gelten nun mit ihren Nachkommen als Deutsche. Sie können sich wie DDR-Bürger in der Bundesrepublik niederlassen.
Die neue Zuwanderung ist für die St. Joseph-Stiftung wie für die gesamte westdeutsche Wohnungswirtschaft eine Herausforderung. Die Stiftung sieht ihren Auftrag, zu helfen, und bleibt ihrem Grundsatz treu, keine isolierten Siedlungen, sondern gemischte Wohnquartiere zu bauen. So entsteht Mitte der 1970er Jahre in Forchheim mit Mitteln eines Strukturverbesserungsprogramms eine moderne Siedlung mit rund 130 Wohnungen, von denen ein Teil für Aussiedlerfamilien reserviert ist. Bis Mitte der 1980er Jahre baut die Stiftung in Rödenthal bei Coburg nach und nach einen Ortsteil aus Eigentumswohnungen, Reihenhäusern und Mietwohnungen, in dem ebenfalls viele Zugewanderte ein neues Zuhause finden. 1984 sind über 20 Prozent aller Neumieter der Stiftung Aussiedler.