Wohnungen für junge katholische Familien zu schaffen, steht 1948 an erster Stelle. Schon kurz nach der Gründung beschließt die St. Joseph-Stiftung jedoch, auch Wohnraum für allein lebende, berufstätige Personen bereitzustellen. Sie sollen in Wohnheimen einen abgeschlossenen Raum finden und nicht auf die damals noch sehr verbreitete Untermiete angewiesen sein. In einem Wohnheim können sie einen eigenen Wohnraum mit Koch- und Waschgelegenheit nutzen.
Um 1950 wirkt die Idee eines Wohnheims für Frauen allerdings so
ungewöhnlich, dass der Bamberger Stadtrat zunächst eine Baugenehmigung
verweigert. Die Stiftung kämpft aber aus „sozialen Erwägungen“ für ihre
Idee und beginnt im Mai 1952 mit dem Bau des ersten Wohnheims St. Martha
in Bamberg. Zum Ende des Jahres beziehen die ersten Bewohnerinnen eine
der 64 Einzelwohnräume mit einer Fläche von etwa 16 bis 21 qm. Das Haus
ist „berufstätigen, alleinstehenden Frauen und Mädchen“ vorbehalten, von
der „Putzfrau bis zur Chefsekretärin“ seien alle Schichten vertreten.
Es klingt fortschrittlich, wenn die Frauen einen Raum erhalten sollen, wo sie „in Ruhe und Geborgenheit wieder zu sich selbst finden können“, doch die Vorstellungen vom Wohnheim sind tief in der katholischen Lebenswelt der 1950er Jahre verankert. Ehelosigkeit gilt als „schwere seelische Belastung“, viele Frauen seien gezwungen, einer „ihrem fraulichen Wesen widersprechenden Arbeit nachzugehen“.
Das erste Wohnheim ist für die St. Joseph-Stiftung zugleich ein Modell für neue Bau- und Wohnformen. Bis Ende der 1950er Jahre entstehen weitere Wohnheime für Frauen und für Männer.