Als die Baukosten zu Beginn der 1970er Jahren steigen, nimmt die St. Joseph-Stiftung ein großes Projekt in Angriff. Auf dem Bamberger Abtsberg, einem der sieben Hügel der Stadt, plant sie eine Anlage mit rund 60 Ein- und Zweifamilienhäusern und ebenso vielen Wohnungen. Die dichte Form des Bauens ermöglicht Eigentum für alle, die ein frei stehendes Familienhaus oder eine Siedlerstelle nicht finanzieren können.
Für die Stiftung und ihre Mitarbeitenden ist der Abtsberg eine enorme Herausforderung: Statt um einzelne Häuser oder kleine Quartiere kümmert sie sich nun um eine große Siedlung. Sie schreibt einen Architektenwettbewerb aus und beschäftigt sich mit Planungen in neuen Dimensionen. Ging es zuvor darum, einfache und zweckmäßige Häuser zu realisieren, sind am Abtsberg ausgeklügelte Grundrisse gefragt. Den Wettbewerb gewinnt der der renommierte Münchener Architekt Fred Angerer. Als Ordinarius an der TU München erregt er Aufmerksamkeit durch einige Gebäude auf dem Gelände der Universität t sowie die Pressestadt für die Olympischen Spiele in München 1972.
Mit einigem Stolz bemerkt
die St. Joseph-Stiftung selbst, dass das Projekt allein auf ihrer eigenen Initiative beruht. Beschränkte sie sich vorher darauf, Wohnungsbau breitgestreut und „bis in das kleinste Dorf“ hinein zu betreiben, leistet sie nun auch einen Beitrag zur Stadtentwicklung. Mit ähnlichen Vorhaben in Erlangen (Am Europakanal), in Forchheim (Regnitzstraße) und in Memmelsdorf verändert die Stiftung ihren Charakter in diesen Jahren – vom Wohnungsbau zur Stadtentwicklung.