Zum Hauptinhalt der Seite springen

#67

Selbstbestimmt wohnen mit Technik

Assistenzsysteme und technische Lösungen im Alter und bei Einschränkungen

#Innovativ

Wie können Ältere und Menschen mit Einschränkungen möglichst lange selbstbestimmt in Ihrer gewohnten Umgebung leben? Mit dieser essenziellen Frage beschäftigt sich die Joseph-Stiftung schon früh, insbesondere bei der Planung von Wohnungen, Wohnanlagen und Wohnheimen. In Zukunft könnten technische Lösungen dabei immer wichtiger werden. In den 2000er Jahren zeichnet sich diese Entwicklung ab, doch lange fehlen sichere Erkenntnisse, welche Geräte und Lösungen sich eignen und von Betroffenen angenommen werden. Deshalb beteiligt sich die Joseph-Stiftung ab 2012 an verschiedenen Forschungsprojekten. Bei einer groß angelegten Studie im europäischen Verbund werden ab 2012 erschwingliche ICT- (Informations- und Kommunikationstechnologie) Lösungen getestet. Beteiligt sind neben Herstellern von ICT-Technologie auch Wohnungsunternehmen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland. Die Joseph-Stiftung nimmt als sogenannter „lead partner“ als erstes deutsches Wohnungsunternehmen eine Führungsposition in dem von der EU geförderten Projekt ein.

Als sich die Möglichkeiten eines smarten Zuhauses (smart home) erweitern, testet die Joseph-Stiftung, ob technische Assistenzsysteme (Ambient Assisted Living, AAL) sich im Alltag bewähren. Eine Forschungsgruppe stattet ein vernetztes und automatisiertes Musterhaus im Bamberger Gärtnerland mit Elementen dieser AAL-Systeme aus, Bewohner testen sie in diesem bis heute dauerhaft bewohnten Wohnlabor (Living Lab). Sie nutzen und bewerten die Funktionen im Rahmen von Forschungsprojekten. Wichtigste Ziele der Systeme sind Komfort und Sicherheit: Das Haus hat zum Beispiel einen Notruf-Service, es meldet Rauch, überlaufende Waschbecken oder versehentlich offenstehende Wohnungstüren.

Auch das Forschungsprojekt SOPHIA bietet Ideen für assistierte Wohnformen für eine alternde Gesellschaft. Der Plan, SOPHIA gemeinsam mit anderen Wohnungsunternehmen als Geschäftsmodell zu etablieren, scheitert allerdings 2018, denn trotz positiver Bewertung findet es nicht die nötige Akzeptanz in der Wohnungswirtschaft, bei Pflegediensten und Krankenkassen sowie der Pflegeversicherung.

Die Joseph-Stiftung sieht sich mit ihren Projekten der Entwicklung voraus, es besteht weiter die Chance, auf das Know-how und die praktischen Erfahrungen zurückzugreifen. Das Thema Selbstbestimmtes Wohnen bleibt aktuell. Von 2018 bis 2022 führt Joseph-Stiftung das Forschungsprojekt „9 mal selbstbestimmt Wohnen in Oberfranken“ durch, dass vom bayerischen Gesundheitsministerium gefördert wird und exemplarisch neun Familien begleitet. (http://9xofra.de/) Der ganzheitliche Ansatz des Projekts bezieht etwa den Familienrat ein, begleitet die Suche nach gemeinsamen Lösungen, damit eine ältere Person in den eigenen vier Wänden leben kann, und reicht bis zum Einbau von Technik und zur Evaluation. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind zwei Jahre lang in einer Wanderausstellung in bayerischen Städten zu sehen, die durch weitere Veranstaltungen begleitet wird.